... KEIN Tier ... dass lassen wir mal weg!

Anekdoten:

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  Erstausstattung:

 

  Rifle M1

 

 

  Colt Gouvernment

 

 

  FN-Sturmgewehr

 

 

Browning Automatik Rifle

 

 

 

 

40 Zentimeter unter der Grasnarbe ...

weil wir es WISSEN!

... So kam es, dass nach Abgabe dieses Schusses alle Halterungen am Heck des SPz leer waren. Gott sei Dank wurde auch hier niemand verletzt, obwohl die Fetzen eines Wasserkanisters in weitem Umkreis lagen ...

von Hauptmann a.D. Moret aus Anlass des 40-jährigen Bestehens 1996

Jahre beinhalten ohne Zweifel eine wechselvolle Geschichte. Erst recht gilt dies für die Geschichte eines militärischen Verbandes.

Ich durfte die Geschichte unseres Bataillons als Angehöriger des ersten Wehrpflichtjahrganges 1957 zunächst als Wehrdienstleistender, später als Zeit- und Berufssoldat über einen Zeitraum von 20 Jahren unmittelbar miterleben und danach für weitere 10 Jahre aus direkter Nähe und darüber hinaus interessiert aus der Distanz beobachten.

Naturgemäß erinnert man sich an die ersten Jahre besonders gerne und neigt leider auch dazu, diese Zeit etwas zu glorifizieren, davor gilt es sich jedoch zu hüten. Hatten doch gerade diese ersten Jahre neben hellen Stellen auch beträchtliche Schattenseiten.

Da war z.B. das ständige „Kalben“ der Einheiten! Kaum ein Quartal verging, in dem nicht eine Kompanie des Bataillons einen „Kader“ ausschied, aus dem irgendwo  eine neue Einheit gebildet wurde. Da war auch noch die mangelhafte Ausstattung. Es fehlte an allem: an Kleidung, Waffen, Fahrzeugen und vor allem an Vorschriften. Es ist heute kaum noch zu ermessen, welche Probleme sich daraus ergaben. In der Ausbildung tat jeder, was er für richtig hielt. Die meisten Ausbilder waren kriegsgediente ehemalige Wehrmachts-, oder BGS-Angehörige; man kann sich leicht vorstellen, was dabei alles passieren konnte. Munition oder Sprengstoff unter dem Bett war nichts besonderes, ebenso wie oft wechselnde  Handfeuerwaffen. Rifle M1, Karabiner M1 und FN-Gewehr folgten in raschem Wechsel. Aus dem Colt Government wurde die Pistole P1. Als Maschinengewehr (MG) diente uns das „Browning Automatik Rifle“, ein etwas eigenartiges amerikanisches MG mit Magazin, wegen der langsamen Schussfolge auch „ Heeresanklopfgerät“ genannt.

Während die Grundausbildung komplett zu Fuß absolviert wurde, machte man die Kompanien danach mit alten Mannschaftstransportwagen des BGS, Typ Hanomag, beweglich. Noch im Sommer 1959 fuhr die damals 1. Panzergrenadierbataillon 5, später 1./142, und heute 4./342, zusammen mit der 4./Panzerbataillon 344 einen Panzerangriff durch die Lüneburger Heide, schön ordentlich im Breitkeil mit ihren Hanomags. Der Spieß der 4. Kompanie, Hauptfeldwebel Fischer, nutzte diese Hanomags auch, um uns am Samstagvormittag  „Bewegung“ zu verschaffen. Waren die Unteroffiziere bei der Besprechung, ließ uns Hauptfeldwebel Fischer mittels seiner gefürchteten Trillerpfeife zwei Stunden das Auf- und Absitzen üben.

Endlich kamen im Frühjahr 1960 unsere ersten HS 30 an. Zunächst acht Stück direkt von British-Leyland aus Großbritannien. Gott sei Dank bekam die 2. Kompanie diese Fahrzeuge als erste. Was da auf den Eisenbahnwaggons stand, ohne Turm und Waffen, ließ sich zunächst nicht bewegen. Es bedurfte großer Anstrengungen unseres „Werkstattkünstlers“ Walter Marx, um die Kettenfahrzeuge fahrbereit zu bekommen.

Walter Marx als Werkstattleiter sollte, wie eigentlich jeder von uns, von diesem Gerät noch an den Rand des Wahnsinns gebracht werden. Die Anzahl der Fahrzeugausfälle im Laufe der 13 Standjahre dieses Fahrzeugs, die Art der Schäden, die Probleme bei der Behebung, sowie bei der Ersatzteilbeschaffung waren nicht zu überschauen. Oftmals mussten alle Register gezogen werden, um die Fahrzeuge bewegen zu können. Es war keine Seltenheit, dass ein HS 30 auch über weite Strecken mit fehlenden Laufrollen und verkürzter Kette fuhr.

Was auch immer kaputt gehen konnte, ging kaputt: Laufwerk, Getriebe, Bremsen und vor allem Benzinpumpen, alles war möglich. Um beispielsweise auch ohne Benzinpumpen fahren zu können wurde – bis hin zur Konstruktion von Fallbenzinanlagen – alles Mögliche versucht. Der HS 30 entschädigte uns dafür stets durch kühle und frische Luft, die wir bei Einsätzen mit ihm genießen durften – leider war  das auch im Winter so. Glücklich war nur der Fahrer, der als einziges Besatzungsmitglied so eine Art Heizung für den Fußraum besaß. Aber trotz allem waren wir mächtig stolz auf unsere Schützenpanzer!

Im Januar 1960 bei der NATO-Übung „Winter-Schild I“ hatten wir einen Ausbruch aus einer Umzingelung mit den vier Hotchkiss-Cargo der „Gepanzerten Nachschubgruppe“ erzwingen müssen Als Führer dieser „Gepanzerten Nachschubgruppe“ – der einzigen Panzerteile des Bataillons – hatte ich die Fahrzeuge behelfsmäßig mit MG ausgestattet.

Damit gelang es uns – mit aufgesessenem Bataillonskommandeur – durch die Reihen des verdutzten amerikanischen Übungsgegners zu stoßen. Kaum zwei Jahre später, wir hatten uns schon an die turmlosen HS 30 gewöhnt, das Turmloch improvisiert mit einer MG-Lafette ausgestattet und die Öffnung mit Brettern abgedichtet, erhielten wir die Türme mit einer 20mm Kanone.

Die 4. Kompanie fuhr zu einem französischen Jäger-Bataillon nach Saarburg und von dort kam eine ausgewählte Truppe zu uns nach Koblenz. Dies stellte für alle ein unvergessliches Erlebnis dar! 
Zu der Zeit war ich Schirrmeister in der 4. Kompanie, der Kompaniefeldwebel war Hauptfeldwebel Kesselheim und Chef Hauptmann v. Zielberg. Wir lernten eine Truppe kennen, die gerade die Algerienkrise überwunden hatte, deren Führung noch nicht neu orientiert war und die mit ungewöhnlich schlechter Ausstattung, Ausrüstung und Versorgung zurechtkommen musste. Um so höher schätzten wir die Bereitschaft zu diesem Austausch ein. Zügig machten wir Infanteristen uns mit der Panzerei vertraut. Erfahrungen mussten oft mit Schäden bezahlt werden.

So z.B. beim Flugabwehrschießen in Putlos, wo an einem Tag, durch zu lang anhaltendes Dauerfeuer, fünf Rohre zerschossen wurden. Oder beim Durchfahren von Waldstücken, wo beim Anstoß an einen Baum auch ein 20 mm Rohr nachgibt.

Einschneidende Erlebnisse hatten meine Kameraden Klaus Schierk und Addi Breuer:
Als erstes hatte Klaus Schierk, heute Oberstleutnant, beim ersten Schuss in Baumholder eine Waffenstörung. Bei der HS-Kanone war dies oft eine Frage der Endverriegelung. Wie so oft hatte man seine Tricks: hier stieß man in einem solchen Fall mit der Stange einer Signalflagge durch die Hülsenauswurfklappe gegen den Verschluss, dieser verriegelte und der Schuss löste sich. Dies geschah auch hier – nur, es löste sich kein Schuss! Klaus Schierk schloss daraus, dass keine Patrone zugeführt worden war. Er nahm also das Rohr zwischen die Beine, löste die Sperre und in diesem Augenblick muss der Verschluss verriegelt haben, denn jetzt löste sich der Schuss und Klaus flog, das Rohr zwischen den Beinen, 10 Meter weit und blieb Gott sei Dank unverletzt.


Klaus Schierk hatte beim gleichen Übungsplatzaufenthalt ein weiteres Erlebnis der „besonderen“ Art: Er ließ seine Gruppe die Gewehre ablegen, jedoch, weil der Boden verschlammt war, gegen die Kette seines SPz – die Rohre zwischen den Endverbindern! Aus irgend einem Grunde rollte der SPz auf dem abschüssigen Untergrund etwas vor – Bremsen waren halt an diesem Fahrzeug so eine Sache – und sechs neue Gewehre konnten von nun an um die Ecke schießen!

Von Klaus Schierk ist noch eine Episode zu erzählen. Ging er doch bei einem Wintermanöver in Baumholder, als er nachts einen zugefrorenen Artillerietrichter befuhr und einbrach, mit seinem SPz auf „Tauchstation“.  Dafür war dieses Fahrzeug überhaupt nicht geeignet. Es dauerte Wochen, den Schaden zu beseitigen. Auch unser Gruppenführer Addi Breuer hatte „sein“ Erlebnis. Es wurde im Bataillon jeweils ein SPz eines Zuges mit einem 105 mm rückstoßfreien Panzer-Abwehr-Leichtgeschütz ausgestattet. Addi durfte damit den ersten Schuss abgeben. Niemand dachte jedoch daran, dass diese Waffe, auf der Mitteltraverse des SPz montiert, ein Teil ihrer Triebladung nach hinten, durch den perforierten Verschluss ausstieß. So kam es, dass nach Abgabe dieses Schusses alle Halterungen am Heck des SPz leer waren. Gott sei Dank wurde auch hier niemand verletzt, obwohl die Fetzen eines Wasserkanisters in weitem Umkreis lagen.


So könnten noch unzählige Anekdoten erzählt werden, die fast alle deshalb geschahen, weil mangelhafte Erfahrung, unzureichende Vorschriften und das mutige Angehen aller Probleme die Grundlage dafür schafften.
Aber sie waren das Salz in der Suppe und schweißten das Bataillon zusammen. Die Geschlossenheit durfte das Bataillon in der Folge bei vielen Übungen und Veranstaltungen zeigen.

Nur eine noch sei hier aufgezeigt!
Unter dem Kommandeur Oberstleutnant Dr. Schäfer (siehe Bild) durfte das Bataillon zur Gründungsveranstaltung der NATO auf dem Nürburgring paradieren und erhielt dafür höchstes Lob.

 

Hier ist die Ausgangslage!